Die Kommasetzung im Deutschen bereitet vielen Menschen Schwierigkeiten. Eine Herausforderung stellt zum Beispiel die Frage dar, wann ein Komma vor „oder“ gesetzt wird.
Damit du es garantiert richtig machst, informieren wir dich hier über die geltenden Kommaregeln bei „oder“.
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Ein Komma vor „oder“ muss gesetzt werden, wenn dies von den anderen Bestandteilen des Satzes vorgegebenwird – beispielsweise durch einen eingeschobenen Nebensatz oder einen Infinitiv mit „zu“.
Das Komma kann freiwillig gesetzt werden, wenn „oder“ zwei Hauptsätze miteinander verbindet.
Wann kein Komma vor „oder“ steht
Bei „oder“ handelt es sich um eine Konjunktion. Solche Bindewörter werden verwendet, um Wörter, Wortgruppen, Satzteile oder ganze Sätze miteinander zu verbinden.
Sind die genannten Elemente gleichrangig, dann muss vor „oder“ kein Komma stehen. Dies ist ein Beispiel für eine Aufzählung: „Möchtest du lieber Tennis, Fußball oder Volleyball spielen?“
In diesem Beispielsatz werden zwei Hauptsätze mit dem gleichen Subjekt durch „oder“ miteinander verbunden: „Wir können ins Restaurant gehen oder einen Film anschauen.“
Auch wenn zwei Infinitivgruppen durch „oder“ verbunden werden, steht dazwischen kein Komma. Dieser Satz veranschaulicht es: „Ich habe nicht genug Geld, um mir eine neue Hose zu kaufen oder in den Urlaub zu fahren.“
Wann ein Komma vor „oder“ stehen muss
Ein Komma vor „oder“ musst du setzen, wenn es die Struktur des Satzes so vorschreibt. Dies gilt vor allem dann, wenn direkt vor „oder“ ein Einschub stattfindet.
Dies ist ein Beispiel mit einer Apposition, also einem Teilsatz: „Ich schenke das Buch dem Handwerker, einem alten Mann, oder meinem Bruder.“ Das Komma schafft Klarheit, dass der „Handwerker“ und der „alte Mann“ ein und dieselbe Person sind.
Wenn ein Nebensatz auf diese Weise eingeschoben wird, sieht das etwa so aus: „Im Fernsehen läuft ein Thriller, den ich nicht mag, oder eine Komödie.“
Auch bei einer eingeschobenen Infinitivgruppe mit „zu“ wird das fällige Komma vor „oder“ gesetzt, wenn die Satzstruktur dies verlangt. Dieses Beispiel mit einem Infinitivsatz zeigt, was gemeint ist: „Hast du vor, lange zu arbeiten, oder fahren wir gemeinsam nach Hause?“
Schließlich gibt es noch den Fall, bei dem „oder“ am Satzende verwendet wird, um daraus eine Nachfrage zu machen – wie hier: „Du hast die Tür zugeschlossen, oder?“ Dann muss ebenfalls ein Komma gesetzt werden.
Wann das Komma vor „oder“ freiwillig ist
In manchen Fällen verbindet „oder“ zwei Hauptsätze miteinander. Dann steht dir das Setzen eines Kommas vor „oder“ frei. Diese Regel bildet somit eine Ausnahme, weil du die Wahl hast.
Du kannst dich also zwischen diesen beiden Varianten entscheiden: „Deine Frau hilft dir schnell beim Packen oder du verpasst den Flug.“ – „Deine Frau hilft dir schnell beim Packen, oder du verpasst den Flug.“
Für die Lesbarkeit ist es allemal empfehlenswert, ein Komma zu setzen.
Übungsaufgaben zum Komma vor „oder“
Hast du die Regeln der Kommasetzung vor „oder“ verstanden? Dann schneidest du bei den folgendenÜbungsaufgaben bestimmt sehr gut ab.
Bei einigen Aufgaben ist mehr als eine Lösung korrekt. Du findest alle Lösungen unter der Übung.
1b) Machst du deine Hausaufgaben heute, oder morgen?
2a) Möchtest du den Apfel essen oder soll ich dir eine Birne holen?
2b) Möchtest du den Apfel essen, oder soll ich dir eine Birne holen?
3a) Ich freue mich, mit dir einen Kaffee zu trinken oder ins Kino zu gehen.
3b) Ich freue mich, mit dir einen Kaffee zu trinken, oder ins Kino zu gehen.
3c) Ich freue mich mit dir einen Kaffee zu trinken oder ins Kino zu gehen.
4a) Möchtest du lieber in der Textagentur, die deine Mutter führt oder in einem Zeitschriftenverlag arbeiten?
4b) Möchtest du lieber in der Textagentur die deine Mutter führt oder in einem Zeitschriftenverlag arbeiten?
4c) Möchtest du lieber in der Textagentur, die deine Mutter führt, oder in einem Zeitschriftenverlag arbeiten?
5a) Sind Fotos, oder Videos von größerer Bedeutung für dich?
5b) Sind Fotos oder Videos von größerer Bedeutung für dich?
6a) Du musst lernen, selbstständiger zu sein, oder du wirst scheitern.
6b) Du musst lernen selbstständiger zu sein oder du wirst scheitern.
6c) Du musst lernen, selbstständiger zu sein oder du wirst scheitern.
7a) Du möchtest dich nicht von ihr trennen, oder?
7b) Du möchtest dich nicht von ihr trennen oder?
8a) Das Verb kann dortbleiben, oder du kannst es aus dem Text löschen.
8b) Das Verb kann dortbleiben oder du kannst es aus dem Text löschen.
Lösungen
Lösung zu Aufgabe 1: a
Lösung zu Aufgabe 2: a, b
Lösung zu Aufgabe 3: a
Lösung zu Aufgabe 4: c
Lösung zu Aufgabe 5: b
Lösung zu Aufgabe 6: a
Lösung zu Aufgabe 7: a
Lösung zu Aufgabe 8: a, b
Häufige Fragen zum Komma vor „oder“
Wann muss ein Komma vor „oder“ gesetzt werden?
Ein Komma vor „oder“ ist ein Muss, wenn direkt vor der Konjunktion ein Einschub in Form einer Apposition, eines Nebensatzes oder einer Infinitivgruppe stattfindet.
Was schreibt der Duden zum Komma vor „oder“ vor?
Der Duden informiert darüber, dass bei nebengeordneten Hauptsätzen, die mit „oder“ verbunden werden, ein Komma gesetzt werden kann, aber nicht muss. Teilen sich die beiden Hauptsätze ein Subjekt, dann wird kein Komma gesetzt.
Bei welchen Wörtern gelten die gleichen Regeln wie beim Komma vor „oder“?
Die gleichen Regeln wie für „oder“ gelten für die Konjunktion „und“.